Turn- und Sportgemeinde 1861 e.V. Oberursel

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Frankfurter Neue Presse:

Stand: 27.03.2025, 12:14 Uhr

Aktueller Stand der Hallensanierung an der EKS.

TSGO unter extremem Hallen-Druck

Bei Oberursels größtem Sportverein ist der Frust groß, weil noch immer kein Grundstück für einen Hallen-Neubau gefunden wurde. Und zu allem Überfluss gibt es auch noch Probleme mit gesperrten Schulturnhallen.

Es war ein Deal, der vielversprechend klang: Die Stadt macht den Altkönig-Sportplatz als Baugrund für schicke Villen zu Geld, um das neue Schwimmbad nebenan zu finanzieren. Im Gegenzug erhält Oberursels mitgliederstärkster Verein, die Turn- und Sportgemeinde Oberursel (TSGO), von der Stadt ein anderes Grundstück, um dort, wenn die Aktiven das Geld beisammen haben, eine vereinseigene Halle hochziehen zu können. Schließlich hatte die TSGO den verkauften Sportplatz einst selbst gebaut – 1953 übertrug sie ihn der Stadt, parallel wurde ein Vertrag geschlossen, der dem Verein die unentgeltliche Nutzung des Geländes zusicherte. 2013 wurde der aufgehoben und die versprochene Fläche in einen neuen Vertrag zwischen Stadt und TSGO aufgenommen.

Allein: Auf das Grundstück warten die Sportler noch immer. „Seit 2017 wollen wir die Halle bauen. Da hatten wir die Mittel“, sagte TSGO-Geschäftsführerin Jutta Stahl jetzt im Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss. Vor einem Jahr hatte sie dort schon einmal vorgesprochen. „Das alles kommt mir wie ein schlechter Roman vor.“ In den vergangenen Jahren seien die Baukosten massiv gestiegen. „Unser Neubau wird jedes Jahr kleiner.“ Die Vorplanungen sehen eine multifunktionale Halle vor, die für alle nutzbar ist: von der Judo- bis zur Badminton-Abteilung und mit Handballfeld. Kostenpunkt: rund zwei Millionen Euro, Stand 2018.

Die Lage, schilderte Stahl, spitze sich zu. Denn auch die immer noch geschlossenen Schulsporthallen könne die TSGO nicht nutzen. „Wir haben keinerlei Entwicklungsmöglichkeit als Verein.“ Dafür Wartelisten überall – auf einen Platz beim Kinderturnen müssten Familien teils ein Jahr lang warten. Zuletzt sei alles zusammengekommen: zum einen die Nachricht, dass sich die Sanierung der beiden Sporthallendächer an der Erich-Kästner-Schule (EKS) erneut verzögert; derzeit spricht der Kreis als Schulträger von einer Inbetriebnahme im ersten Quartal 2026. Zum anderen habe Bad Homburg der TSGO alle Hallenzeiten entzogen. Stahl: „Sie haben das Belegungsrecht für alle außerschulischen Zeiten. Wir haben die Nachricht am 21. Februar erhalten. Frist eine Woche!“

Massiv betroffen sind unter anderem die Handballer – eine Abteilung, die 530 Mitglieder und 27 Teams zählt. „Wir sind der erfolgreichste Handballverein im Kreis. Aber wir müssen überall schieben, die Hälfte trainiert in zu kleinen Hallen“, so Stahl zur TZ. Kurzfristig habe man Zeiten in Königstein ergattert, weil dort Hockeyteams schon ins Freie wechseln konnten. Wenn sie an den Herbst denke, bekomme sie „Bauchschmerzen“, sagte Stahl. „Nur zwei Trainingseinheiten hat Bad Homburg uns bis Herbst gelassen.“ In der dortigen Hochtaunushalle dürfen die beiden höchstklassigen Mannschaften mit Haftmittel trainieren, was nur in wenigen Bauten erlaubt sei.

 

Verhandlungen über mögliche Flächen

Wenn es nirgends mehr geht, müssen wir die Mannschaften abmelden. Unsere Damen stehen momentan auf Tabellenplatz eins – wir müssen gegen den sportlichen Erfolg hoffen. Wenn sie aufsteigen, müssen auch sie irgendwo mit Haftmittel trainieren.“ Die Gesamtsituation sei „prekär“: In Oberursel stehe aktuell überhaupt keine Dreifeldhalle mehr zur Verfügung – die verbliebene am Gymnasium sei wegen eines Wasserschadens nur eingeschränkt nutzbar, Handball sei nicht möglich. Der vereinseigene Neubau, weiß die Geschäftsführerin, sei keine Lösung für die gesperrten Schulturnhallen. „Das sind zwei verschiedene Themen, die das Ganze aber doppelt so schlimm machen.“

Der Stadt sei bewusst, dass sie in der Pflicht stehe, unterstrich Erster Stadtrat Jens Uhlig (CDU) im Ausschuss. „Aber es ist nicht so einfach.“ Geeignete Flächen seien schlicht Mangelware. Man sei „intensiv“ auf der Suche, ergänzte Martin Krebs aus dem Rathaus. „Uns ist das Dilemma der TSGO schmerzlich bewusst – wir als Sportamt verwalten einen Mangel.“ Der Teufel, so Krebs, stecke oftmals im Detail: So sei man auf eine Fläche gestoßen, die in einem Wohngebiet liege. „Wegen der Nachtruhe wäre eine Sportanlage dort abends nicht lange nutzbar.“

Aktuell lägen zwei „vielversprechende“ Grundstücke auf dem Tisch – die Verhandlungen mit den privaten Eigentümern liefen. „Mehr können wir nicht sagen. Wir wollen auch nicht ständig mit irgendwelchen Grundstücken Hoffnung bei der TSGO wecken, die dann platzt.“ Mit der Kurstadt werde man reden, versprach der Geschäftsbereichsleiter. „Das ist in der Zusammenarbeit nicht akzeptabel. Bis dato gab es immer eine Solidarität im Hochtaunus.“ Die Öffnung der Hallen an der EKS sei ja absehbar, meinte Jutta Stahl. „Wir hoffen, dass wir bis dahin in Bad Homburg bleiben dürfen.“

Was die Grundstückssuche angeht, baten sie und Vizepräsidentin Kerstin Korn um Unterstützung. „Die Fläche sollte innenstadtnah, gut angebunden und um die 5000 Quadratmeter groß sein. Wir prüfen jeden Vorschlag.“ Eine Liste mit 20 Optionen habe man im Rathaus bereits eingereicht. „Wir hören seit acht Jahren, dass Gespräche laufen, immer wieder sollen wir abwarten. Es ist frustrierend“, sagte Stahl.

Einen Standort hinter der EKS favorisiere der Verein. „Auch das Grundstück der ehemaligen Hans-Thoma-Schule wäre gut, aber das wird der Kreis nicht hergeben.“ Geprüft wird derzeit noch ein Stück Freibadgelände – ein städtisches Areal, das allerdings in einer Kaltluftschneise liegt.

 

Hallendach-Sanierung noch nicht angefangen

Derzeit saniert der Kreis als Schulträger Doppelsporthallendächer an drei Standorten: an der Gesamtschule am Gluckenstein in Bad Homburg, an der Oberurseler Erich-Kästner-Schule (EKS) und an der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS). Während die Arbeiten an der EKS laufen, sich aber erneut verzögern, habe die Bauaufsicht im Rathaus Anfang März die Genehmigung für die Maßnahmen in Stierstadt erteilt, wie Erster Stadtrat Jens Uhlig (CDU) jetzt im Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss berichtete. „Zuvor fehlte die Dachstatik, also das Wichtigste für die Baugenehmigung“, unterstrich Uhlig. Noch liege kein Zeitplan für die Arbeiten an den IGS-Hallen vor, den werde man vom Kreis aber fordern.

„Dass hier mit Hochdruck an den Hallen gearbeitet wird, ist schwer zu glauben“, ärgerte sich Susanne Herz (Grüne) im Ausschuss. „In Stierstadt traten die Probleme an den Dächern zuerst auf, das war vor vier Jahren! Wo ist da die Priorität?“ Junge Menschen seien die größte Gruppe, die die Sporthallen nutze. „Es ist traurig und bitter.“

Dass es in Stierstadt am längsten dauert, stieß auch im dortigen Ortsbeirat auf Kritik. „Es ist unschön für den gesamten Ort: für die Vereine und die schulischen Angebote“, kommentierte Stefan Beitlich (OBG) bei der Sitzung am Montag. Die Frage sei, warum der Kreis die IGS-Hallen als Letztes angehe, statt parallel vorzugehen. „Im Juni 2021 ist das Dach eingebrochen. Was der Kreis da macht, ist ein Trauerspiel“, echauffierte sich auch Jan Schilling (Grüne). Die negativen Konsequenzen für Stierstadts Schüler, Eltern und Vereine seien dem Schulträger wohl nicht bewusst. „Jede weitere Verzögerung muss unbedingt vermieden werden.“ mrm